Beim Müritz-Nationalpark handelt es sich um den größten Nationalpark auf der Landfläche der Bundesrepublik Deutschland

Wir entscheiden uns für den Weg mit dem Pilzsymbol. Es handelt sich um einen Rundweg von etwa sechs Kilometern Länge, er führt uns durch Kiefernwäldchen, an mannshohen Disteln vorbei, durch Schwärme von Schmetterlingen und in Richtung des Müritzufers. Die Müritz ist das Ziel. Weil wir nicht ans Meer gefahren sind, sondern an die Seenplatte, muss die Müritz als Ersatzmeer herhalten. Es scheint, als brauche man pro Urlaub mindestens ein Großgewässer. Das erste Mal erblicken wir die Müritz durch das glaslose Fenster einer Hütte. Die Hütte soll uns dabei behilflich sein die Fisch- und See- und Schreiadler zu beobachten, die sich hier tummeln. Diverse Radfahrerinnen in synthetisch glänzenden Outfits knabbern hier Gehaltvolles. Keine Vögel zu sehen. Stattdessen Windsurfer, die ein wenig lethargisch auf dieser unüberblickbaren Suppe schaukeln. Wir setzen den Weg fort. Wir haben uns für den Weg mit dem Pilzsymbol entschieden, aber keine Pilze gefunden, es ist ein recht kurzer Weg, angenehm kurz. Wir halten Ausschau nach einer Badestelle. Das Wort „Müritz“ heißt „kleines Meer“. Unweit eines Campingplatzes zweigt ein Pfad in Richtung Ufer ab. Zwei Männer sitzen auf Klappstühlen, der ältere zeigt dem jüngeren Dinge auf seinem Smartphone. Ein Rentner weist uns den Rücken und einen kalkweißen Hintern zu. Er stolpert in seine Unterhose zurück. Es ist etwas kühl, wir breiten die Handtücher aus. Eine Rentnerin geht durch das Wasser. Es reicht ihr gerade bis zu den Oberschenkeln. Sie hat die Arme um den Körper geschlungen, um ihre Brüste zu verdecken. Darunter wellt sich bräunliches Fleisch wie das Allgäu. Ich bekomme das bekannte Gefühl, penetrantes Wegschauen sei so unnatürlich und deshalb erst recht auffällig. Wir beschließen, die Badeklamotten anzubehalten und wagen uns ins Wasser. Es ist nicht zu kalt. Wir versuchen, nicht zum Ufer zurückzuschauen, während wir uns gehend davon wegbewegen. Manchmal glaubt man, jetzt werde der See endlich tief, dann folgt eine Erhebung. Die nackten Senioren sind kaum noch zu erkennen, das Wasser reicht uns bis zu den Knien. Ein Motorboot liegt hier vor Anker. Ein älterer Herr spielt mit seinem Enkel Ball. Der Enkel trägt eine Badehose. Manchmal tritt man auf etwas Glitschiges. Wenn man versucht zu schwimmen, schlägt man mit den Knien am Boden auf. Uns haben andere Seen der Gegend besser gefallen.

Das folgende Bild zeigt weder Radfahrerinnen noch nackte Rentner, sondern einen sehr bedrohlichen Schwan. Ich habe während dieser Reise meinen Schwanenphobie wiederentdeckt.

???????????????????????????????

Getaggt mit , , , , ,

Hinterlasse einen Kommentar

stefan mesch

Literature. TV. Journalism.

new location: visit blog.kreativsaison.de

new location: visit blog.kreativsaison.de

The Daily Frown

Das Magazin für Musik Literatur Alltag